Wer den Turm besteigt, befindet sich oben auf über 700 Meter Höhe.

Brandeckturm

Ein beliebter Pausenplatz

Der Brandeckkopf 1882

"Nach den Angaben fast aller uns vorliegenden Reisehandbücher über den Schwarzwald finden wir bezüglich des Brandecks Bemerkungen über umfassende Aus- und Rundsicht auf dessen Höhe, so dass man verleitet wird sich den Gipfel zugänglich und so vorzustellen, als ob auf demselben sich ein einziges grosses und zusammenhängendes Panorama eröffnet. Dies ist nicht der Fall, wenigstens bis jetzt nicht. Die Brandeckspitze, oder vielmehr die beiden höchsten Spitzen (nördliche 691,8 m und südliche 669,6 m) sind baumbewachsen; zu ihnen führen wohl schwache Pfadspuren, allein das Beschreiten derselben wird oben nicht durch Aussicht belohnt, weil eben der Baumwuchs die Umschau hindert. Prachtvoll müsste eine solche sein und von überaus grossartiger Wirkung; der Schwarzwaldverein könnte durch Zugängigmachen der Brandeckhöhe sich ein Verdienst erwerben." – "...wir finden alsbald eine grosse Holztafel an einem Baume mit der Inschrift: Brandeckkopf 2306' über dem Meer, 691,8 m, Schw. Ver., ringsum stehen hohe Bäume, von Aussicht keine Spur. ...(wir geniessen) vereinzelt an mehreren Stellen des Brandeckes sehr schöne Aussichten; unübertroffen wäre eine solche aber auf der höchsten Spitze, wenn diese gelichtet oder auch nur mit einfachem Gerüste von entsprechender Höhe versehen wäre."

So beschrieb Alfred Wichard-Fürsteneck die Situation auf dem Brandeckkopf in seinem im Verlag von Karl J. Trübner, Strassburg, erschienenen Wanderführer von 1882. Sein Wunsch nach einem "Gerüste" sollte schon bald erfüllt werden. "Einfach" war es aber nicht: Der Schwarzwaldverein Offenburg baute einen ordentlichen Turm aus Stampfbeton.

Eine kurze Turmgeschichte

Zum 100jährigen Jubiläum des Brandeckturms erschien in der Badischen Zeitung ein Artikel von Cornelia Weizenecker. Sie fasst die Geschichte des Bergs und seines Turms anschaulich zusammen (Auszüge):

"Ein Feuer hat dem Berg den Namen gegeben: Nachdem im Jahre 1730 nicht weniger als 50 Morgen Wald auf den „Zell-Weierbacher Heimatbergen“ den Flammen zum Opfer gefallen waren, prägte sich für den kahlen Bergkopf im Volksmund der Name „Brenntenkopf“ ein. 1842 wird er schließlich amtlich als „Brandenkopf“ festgeschrieben. Als dann 1889 das Wandern in Mode kommt, beschließt die Sektion Offenburg des Schwarzwaldvereins, dort oben einen Aussichtsturm zu errichten.

Im Februar 1895 beginnen die Vorarbeiten. Kinder sammeln die am Brandenkopf vorkommenden Porphyrsteine und bekommen dafür pro Kubikmeter drei Mark. 110 Kubikmeter Steinschlag werden benötigt. 90 Kubikmeter Sand werden hinter dem Fritscheneck gewonnen und gewaschen. Die beschäftigten Taglöhner verdienen 2,50 bis 2,80 Mark pro Tag. Schwierig erweist sich jedoch die Arbeit mit den Fuhrwerken. Die Wege sind schlecht. Alles muß mit Pferdefuhrwerken bis ins hintere Riedle geschafft werden. Nach neun Wochen, am 30. September 1895, sind die Bauarbeiten beendet, der erste Stampfbeton-Turm in Süddeutschland ist mit einer stolzen Höhe von 23 Metern errichtet.

66 Jahre nach der Einweihung muß der Außenputz zum ersten Mal renoviert werden. Außerdem wird ein Schutzdach angebracht, um den Turm vor den in dieser Höhe nicht unerheblichen Witterungseinflüssen zu schützen. 1967 steht der Turm erneut vor einer Renovierung. Eine Sperrung wird notwendig, um 118 Stufen zu erneuern. Kosten in Höhe von 20 000 DM entstehen. Bereits 14 Jahre später erhält der Schwarzwaldverein von der Baurechtsbehörde der Stadt Offenburg die Auflage, den Turm zu sperren und einen Schutzzaun im Abstand von acht Metern zu errichten. Fassadenteile fallen von den Turmwänden, wodurch Wanderer verletzt werden könnten. Gutachter ergeben, dass die Betonfestigkeit des Turmes nicht ausreicht.
Eine haltbare Lösung könne nur durch eine vom Turm getrennte Ummantelung erreicht werden, raten die Experten.

In acht Wochen wird das Verblendmauerwerk aus Maclit-Kunststeinen bis zur Aussichtsplatte hochgemauert und ausgefugt. Dann wird die Aussichtsplatte noch neu betoniert und die Dachkonstruktion auf den Turm gesetzt.

Wenn heute, 100 Jahre nach dem Bau, aus dem Meer der Tannen des nördlichen Schwarzwaldes zwischen Hornisgrinde und der Moos der Brandeckturm herausragt, wissen viele Naturfreunde und Wanderer zu schätzen, was der Offenburger Schwarzwaldverein während der vergangenen Jahrzehnte geleistet hat. Nicht umsonst behaupten Einheimische, von da oben könne man einen der schönsten Ausblicke bis weit in die Rheinebene hinaus genießen."

Alte Tradition und moderne Technik

Beim Blick auf den oberen Teil des Brandeckturms fragen sich viele Wanderer und Mountainbiker, was es denn mit all den Solarpanels auf sich hat.

Das beantworten wir gerne: Der Turm hat eine zweite Aufgabe bekommen. Er stellt sicher, dass die Funkverbindung für die Ortenau-S-Bahn, die Busse der SWEG und die Techniker des Elektrizitätswerks Mittelbaden vom Durbachtal und Renchtal ins Kinzigtal und nach Offenburg funktioniert. Der dafür nötige Strom wird umweltfreundlich durch die Solarpanels und eine Windkraftanlage gewonnen. Letztere steht auf dem eigens dafür neu errichtetem Dach aus verzinktem Stahlblech.

Alles wurde 2009 durch die Firma Pro Regio Bündelfunk Südwest montiert.

Die Solarpanels sind sichtlich verschieden, was damit zu tun hat, dass unterschiedliche Techniken getestet werden sollen. Das Projekt wird begleitet durch das Fraunhofer-Institut ISE in Freiburg.